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Die digitale Transformation in OÖ

Die Digitalisierung hat mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der breiten Masse zusätzlich an Geschwindigkeit zugelegt.

Digitalisierungsexperte Markus Roth berichtet im Interview mit der OÖWirtschaft über aktuelle Trends, Chancen und Risiken der Digitalisierung sowie über seinen Wunsch über weniger „Das haben wir immer schon so gemacht“-Mentalität.

Welche Möglichkeiten ergeben sich durch die Digitalisierung für oö. Unternehmen – von EPU bis zum Großbetrieb?

Neben den schon seit Jahren etablierten Bereichen wie Prozessautomatisierung, vorausschauender Wartung und der Bearbeitung datenintensiver Arbeiten sind es jetzt vor allem auch die simpleren Prozesse, die schnell und einfach automatisiert werden können: vollautomatisierter Kundenservice durch KI-generierte Mails, Telefonantworten, unkompliziertes Wissensmanagement um Wissen in den Köpfen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Organisation zu bringen, umfassende audio-visuelle Marketing-Unterstützung, Projektmanagement mit minimalem Interaktionserfordernis uvm. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen wird es damit leicht, effizienzsteigernde und kostensenkende Maßnahmen zu etablieren.

Welche Trends sind zu erkennen und auf was sollten sich Unternehmen einstellen?

Zwei Trends, die sich momentan stark abzeichnen sind im Bereich der künstlichen Intelligenz angesiedelt: HITL (Human in the Loop) und Agentic AI sind zwei Konzepte, in denen der Computer selbstständig Aufgaben erledigt, die früher Menschen gemacht haben. Bei HITL wird dabei der Mensch noch fix als „Supervisor“ eingeplant, damit arbeitet der Computer nicht ohne Kontrolle. Agentic AI geht immer weiter in die Richtung, dass die KI eigenständig Aufgaben erledigt, sich selbst korrigiert und Entscheidungen selbst fällt. Worauf sich Unternehmen einstellen können ist, dass es ohne diese vollautomatisierten KI-Systeme nicht mehr funktionieren wird. Die Geschwindigkeit wird enorm zunehmen und mit menschlichen Ressourcen kaum erledigbar sein.

Für manche kommt bei der Digitalisierung Überforderung auf. Was raten Sie jenen, die noch gar keine Berührungspunkte damit haben?

In ihrem vollen Umfang überfordern die KI- und Automatisierungstools zurzeit jeden. Manche haben nur gelernt, mit dieser Unsicherheit zu leben. Deshalb ist mein wichtigster Rat: einfach mal ausprobieren, Schulungen besuchen, Expertinnen und Experten einladen. Nur durch Ausprobieren kann das Potenzial wirklich erfasst werden. Und für alle, die schon das eine oder andere Tool verwenden: über den Tellerrand blicken und auch andere Systeme ansehen. Aufgrund der schnellen Weiterentwicklung in der Branche wird es immer wieder AHA-Effekte geben.

Wie können Unternehmen die richtigen digitalen Lösungen für ihre spezifischen Bedürfnisse finden?

Der erste Schritt ist immer, die eigene Ist-Situation darzustellen. Danach gilt es, Bereich zu identifizieren, in denen die Digitalisierung eine signifikante Erleichterung bringen wird. Digitalisierung ist kein Selbstzweck sondern dient der Beschleunigung, Entlastung, Qualitätsverbesserung oder der Ermöglichung gewisser Prozesse. Meistens gibt es Bereiche, in denen mit ganz wenig Aufwand ganz viel Nutzen fürs Unternehmen gestiftet werden kann, damit würde ich anfangen. Danach werden Digitalisierungsziele definiert und einzeln durch Maßnahmen erfüllt. Erfahrene Digitalisierungsberaterinnen und -berater wissen dabei, welche Maßnahmen wahrscheinlich zum größten Erfolg führen werden.

Eine Schattenseite von Digitalisierung ist die Cyber-Kriminalität. Wie können sich Unternehmen bestmöglich davor schützen?

Es gibt bewährte Methoden, von Firewall, Endpoint Protection, verschiedenen Passwörtern, gesicherten Back-Ups bis hin zu ausführlichen Schulungen der Mitarbeiter. Gerade letzteres sollte regelmäßer erfolgen, weil die Angriffe immer schwerer zu erkennen sind. Die wichtigste Maßnahme ist das Misstrauen gegenüber allen Auffälligkeiten und das Ablegen der Gedankenmuster „ich bin doch zu klein um betroffen zu sein“, „meine Daten sind nicht so wichtig“ oder „wird schon nichts passieren“. Wir wissen heute, dass ein Großteil aller oö. Unternehmen irgendwann von Cyberattacken betroffen sein wird und die Auswirkungen vom kurzfristigen Datenverlust bis hin zum finanziellen Totalschaden alles sein können.

Welche Rolle spielen Experten für digitale Lösungen und KI im Prozess der digitalen Transformation?

Wer versucht, die durch KI beschleunigte digitale Transformation im eigenen Unternehmen ohne externe Hilfe zu bewältigen ist entweder Profi oder wird scheitern. Die digitalen Tools werden mehr, die Vernetzung der Tools komplexer und während simple Tasks, wie etwa der Einsatz von ChatGPT, Copilot oder Low-Code Automatisierungsplattformen leicht erlernbar sind, führt gerade das Verlassen auf diese Tools zu Problemen in der Zukunft. Automatisierung muss geplant und durchdacht werden, und das machen Expertinnen und Experten.

Wie sehen Sie die Zukunft der Arbeit in einer digitalisierten Welt?

Stark verändert. Das Interagieren mit KI-Systemen, die enorme Geschwindigkeit, in der Prozesse ablaufen werden, und die ständige Veränderung der Systeme werden eine enorme Herausforderung für unsere Fachkräfte. Während das ständige Lernen bis jetzt eine Floskel war und Personen dazu motivieren sollte, immer wieder Ausbildungen zu machen, wird ein tägliches Lernen in der Zukunft Teil des normalen Arbeitsprozesses sein. Wiederholbare Aktivitäten werden immer weniger und Personen, die mit den neuen Technologien nicht umgehen können, werden immer weiter zurückfallen. Persönlich glaube ich nicht, dass die Telearbeit damit dramatisch mehr wird, auch nicht dass alle Fachkräfte durch KI ersetzt werden. Aber ich weiß, dass das Zurücklehnen im sicheren Job eine Aktivität der Vergangenheit ist. Heute konkurrieren wir international mit Unternehmen, die hungrig nach Innovation sind und sich auch in OÖ ihren Marktanteil sichern werden.

Wir werden uns mehr auf das konzentrieren, was ein Computer eben nicht kann.
Fachgruppenobmann Markus Roth

Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen von Oberösterreich im Hinblick auf die digitale Transformation?

Da Oberösterreich sehr produktionslastig ist, sind es viele Unternehmen schon lange gewohnt, die Digitalisierung zu nutzen und wissen auch schon, dass sie ohne ständige Erneuerung am Markt nicht bestehen können. Weiters haben wir in OÖ eine sehr gute Ausbildung im Bereich der Digitalisierung, das hilft beim Voranbringen der digitalen Transformation. Allerdings gibt es eine starke Verbreitung von Sätzen wie „das haben wir immer schon so gemacht“ und „das hat in der Vergangenheit schon nicht funktioniert“. Vor allem außerhalb der Kernbereiche sind deshalb viele Unternehmen veränderungsresistent und warten lange ab, anstatt mutige Schritte der Digitalisierung zu setzen. Was heute aber gefordert wird, ist ein resilientes Unternehmen zu führen, also schnell auf Veränderungen der Rahmenbedingungen reagieren zu können ohne Schaden zu erleiden.

Welche Empfehlungen können Sie Unternehmen geben, um erfolgreich in einer immer digitaler werdenden Welt zu bestehen?

Wir bekommen jeden Tag unzählige neue Tools dazu, bestehende Systeme ändern sich ständig und es ist fast unmöglich, im Tagesgeschäft auch diese Trends im Auge zu behalten. Deshalb empfehle ich, von Zeit zu Zeit ein Unternehmen mit Expertise in den Zukunftstechnologien zu beauftragen um abzuklären, wo das eigene Unternehmen momentan am besten digital optimiert werden kann. Die meisten Optimierungsmaßnahmen rechnen sich heute schon nach kürzester Zeit. Digitalisierung ist als kontinuierlicher und nicht als einmaliger Prozess zu sehen und funktioniert auch nur, wenn alle im Unternehmen mitziehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, digitale Tools zu testen und öffentliche Digitalisierungsförderungen in Anspruch zu nehmen sind weitere Erfolgsmaßnahmen. Wichtig bei allen Maßnahmen: immer flexibel bleiben und bei aller Digitalsierung die Sicherheit (Security & Safety) im Auge behalten.

Wie sehen Sie die digitale Transformation in den nächsten 5 Jahren?

Vor allem viel viel schneller als wir es gewohnt waren. Es gibt fast kein Gewerbe, das in den nächsten Jahren nicht massiv von der digitalen Transformation betroffen sein wird und es werden sich Bereiche, von denen wir es uns nie gedacht hätten, radikal verändern. Momentan zeigt sich, dass die digital ausgelösten Veränderungen sich exponentiell verhalten, nicht linear. Genaue Voraussagen sind daher schwer möglich. Wir werden verstärkt mit Unsicherheiten leben müssen und es wird nicht genügen, digitale Systeme einzusetzen wenn andere sie bereits haben. Den Vorreitern und denen, die auch mit minimalen Informationen Entscheidungen treffen, gehört ganz klar die Zukunft. Sicher ist, dass alles vernetzter wird, dass sich Plattform- Geschäftsmodelle weiter verbreiten werden und dass Schnittstellen zwischen den digitalen Systemen an Bedeutung gewinnen. Wir werden vermehrt mit ethischen und rechtlichen Fragen konfrontiert werden und uns immer mehr auf das konzentrieren müssen, was ein Computer eben nicht kann: Empathisches Führen, kreatives Denken, lösungsorientiertes Handeln in komplexen Situationen, intuitives Entscheiden, Inspiration von Teams und das Schaffen von Vertrauen in menschlichen Beziehungen.

Experten finden

Huddlex ist die Plattform für Unternehmen, die auf der Suche nach einem Beratungs-, Buchhaltungs oder IT-Dienstleisungsunternehmen in Oberösterreich zur Lösung ihrer betrieblichen Herausforderung sind. Nach einer einfachen Suche werden alle Unternehmen und Expertinnen bzw. Experten, die zum angefragten Thema zur Verfügung stehen, inklusive Kontaktdaten aufgelistet.